1. Grüne Tinte und nachhaltige Alternativen
Die Deinkbarkeit von Druckfarben stellt eine wesentliche Herausforderung dar, wenn es um das Recycling von Papier und Karton geht. In dieser Hinsicht führt die „Grüne Revolution“ in der Druckindustrie zu bahnbrechenden Entwicklungen. Eine dieser Entwicklungen sind sogenannte "Grüne Tinten", die auf pflanzlichen Pigmenten und natürlichen Bindemitteln basieren. Diese Tinten sind nicht nur biologisch abbaubar, sondern zeigen auch eine erheblich verbesserte Deinkbarkeit im Vergleich zu konventionellen Tinten. Zudem sind sie häufig frei von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs), was ihre Umweltverträglichkeit weiter erhöht. Gleichzeitig bieten diese Tinten die Möglichkeit, das Migrationsproblem von Bestandteilen der Druckfarben in verpackte Lebensmittel zu reduzieren, da sie häufig ungiftig und lebensmittelecht sind. Da diese Farben in der Regel teurer sind, werden sie zuerst von Pionieren und Frontrunnern eingesetzt, nicht von den kostenbewussten Unternehmen. Aber mit zunehmendem Maße wird die Frage im Raum stehen, ob die Kosten der letzten drei bis fünf Prozent der Verpackung eine Einstufung als schlechte Rezyklierbarkeit oder andersrum das Risiko des Imageverlusts für eine Marke rechtfertigen.
2. Ein Logo für die Deponie
Unternehmen und Designer:innen sind sich zunehmend bewusst, dass Verpackungen von Anfang an mit Blick auf ihren gesamten Lebenszyklus - und dazu gehört auch das Recycling - gestaltet werden müssen. Dieses Konzept ist gemeinhin das "Ökodesign" oder Design for Recycling. Dabei werden Materialien und Druckfarben so ausgewählt, dass sie das Recycling optimieren. Ein Beispiel für Ökodesign ist die Reduzierung der Anzahl der verwendeten Farben und die Verwendung von Mustern, die leichter zu deinken sind oder ein besseres Rezyklat erzeugen, selbst wenn die Farbe nicht deinkt werden kann. Außerdem gibt es Bemühungen zur Entwicklung von Recycling-freundlichen Logos und Zertifizierungen, die Verbraucher darüber informieren, welche Verpackungen umweltfreundlicher sind.
Die große Herausforderung besteht darin, einheitliche, leicht verständliche Logos und Embleme für den internationalen Einsatz zu entwickeln. Die EU scheint an einem einheitlichen Recycling-Logo zu arbeiten, aber das erklärt noch nicht, was und wie viel und wie gut recycelt wird. Und auch dieses neue zu kreierende Logo muss sich gegen all die anderen Informationen auf der Verpackung durchsetzen.
3. Mit Energie getrennt
Die technologische Entwicklung im Bereich Deinking trägt erheblich zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Verpackungsmaterialien bei. Eine dieser Technologien ist der Einsatz von Enzymen zur Entfernung von Druckfarben. Einige Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzen biotechnologische Verfahren, um spezifische Enzyme zu entwickeln, die effektiv die Bindung zwischen Farbpartikeln und Papierfasern auflösen. Diese Enzyme sind in der Lage, den Deinking-Prozess umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig die Qualität der recycelten Fasern zu erhalten. Ein weiteres noch nicht ganz ausgereiftes Konzept ist der Einsatz von Laser- und Ultraschalltechnologien im Deinking-Prozess. Da werden dann präzise Energieströme, um Farbpartikel gezielt von den Fasern zu trennen, ohne dabei schädliche Chemikalien zu verwenden oder die Fasern zu beschädigen. Ein solcher mehrstufiger Prozess ist auch für Multilayerfolien in der Erprobung, der sortenreine, deinkte Materialien hervorbringen kann. Diese Materialien können dann wieder separat weiterverarbeitet werden.
Deinking ist zwar ein wichtiger Prozess zur Rezyklierbarkeit und guter Rezyklatqualität, aber es ist nur ein Schritt im Recycling. Am Wichtigsten ist die Frage: können wir mit den gut deinkten Materialien hochwertige Rezyklate erzeugen, die auch in anspruchsvollen Verpackungen für Lebensmittel und Kosmetika oder Tiernahrung eingesetzt werden können? Oder bieten sie mehr Möglichkeiten im Rezyklateinsatz durch transparente Farben und weniger Gerüche? Denn nur dann rechtfertigt sich ein höherer Rezyklatpreis und somit die höheren Kosten für das Deinking.